Statt Sushi: Eiszeitliche Fischsuppe
Schon in der letzten Eiszeit begannen Menschen mit der Herstellung von Gefäßen aus Ton. Die ersten greifbaren Hinweise auf den damaligen Verwendungszweck haben europäische und japanische Forscher entdeckt. An bis zu 15.000 Jahre alten Tonscherben aus Japan konnten sie verkohlte Fettrückstände nachweisen, die wahrscheinlich auf das Kochen von Fisch zurückgehen.
Ein Tongefäß aus der frühen Jōmon-Zeit, rekonstruiert mit etwa 15.000 Jahre alten Scherben aus der Fundstätte Kubodera-minami. Foto: Tokamchi City Museum
„Jäger und Sammler nutzten die Töpferei als revolutionäre, neue Strategie für die Verarbeitung von Meeres- und Süßwasserfisch“, erklärt Oliver Craig von der Universität im englischen York. Mindestens ebenso interessant wie die Fähigkeiten der frühen Japaner sei die Tatsache, „dass diese fundamentale Neuerung in einer Periode tiefgreifender klimatischer Veränderungen auftauchte“.
Craig und Kollegen untersuchten Tonscherben aus der Frühphase der Jōmon-Kultur, die sich vor etwa 16.000 Jahren über die Inseln des japanischen Archipels ausbreitete. Die Archäologen und Chemiker nahmen Proben der verkohlten organischen Schicht auf 101 Scherben und unterzogen sie einer chemischen Analyse. Die Resultate stellen sie im Magazin „Nature“ vor.
Gemessen am Gehalt der schweren Kohlenstoff- bzw. Stickstoffisotope C-13 und N-15, stammt der organische Rückstand in der Mehrzahl der Scherben von Tieren, die im Meer oder Süßwasser in den höheren Etagen der Nahrungsnetze stehen. Auch das entsprechende Muster von Fettsäuren konnten die Forscher in einigen umfangreicheren Proben nachweisen.
Möglicherweise hätten Tongefäße in Japan bereits vor 15.000 Jahren zur alltäglichen Zubereitung von Nahrung gedient, so Craig und Kollegen. Vielleicht habe zu jener Zeit aber noch eine Funktion als zeremonielle oder Prestigeobjekte dominiert. Vor etwa 11.000 Jahren habe in Ostasien – und nachfolgend auch in anderen Regionen – allerdings die Produktion im großen Stil eingesetzt. Die Analyse organischer Rückstände könne dazu beitragen, diese Entwicklung und ihre Hintergründe zu verstehen, sind die Forscher überzeugt.
Forschung: Oliver E. Craig, Hayley Saul und Yastami Nishida, Department of Archaeology, University of York, und Niigata Prefectural Museum of History, Nagaoka; und andere
Veröffentlichung Nature, 10. April 2013, DOI 10.1038/nature12109
WWW:
BioArCh, University of York
Niigata Prefectural Museum of History
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